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09. Juni 2009
Am heutigen Morgen fand die offizielle Eröffnungsfeier für dieses Kurzzeitprojekt statt, an dem neben dem deutschen Botschafter Herrn Rolf Saligmann auch der Direktor für Sport Herr Bai Kabia, der Präsident des NOCSLE Herr Henry Moore, der Vizepräsident des NOCSLE Herr Dr. Patrick Coker, der Präsident der Sierra Leone Wrestling Association Herr Prince Sualley, sowie der Sekretär der Wrestling Association Herr Lumprey Sesay und meine eigene Person teilnahmen. Als Gäste waren die Präsidenten der anderen Sportverbände, die Presse und die teilnehmenden Sportler des Projektes anwesend.

Die Redner hoben immer wieder die guten Beziehungen zu deutschen Institutionen hervor, wobei fast jeder von Ihnen ein oder mehrfach persönlich mit deutschen Hilfsprojekten sein eigenes Fortkommen beschleunigt sah. Dies sollte den teilnehmenden Sportlern Motivation sein, die Teilnahme an diesem Projekt als ernsthafte Chance zu sehen. Dem deutschen Botschafter Herr Rolf Saligmann gefiel, dass die jungen Leute sich gerade für diese Sportart interessieren, nicht zuletzt auch, da er selbst in seiner Studienzeit in Amerika einige Jahre Ringer war. Ihm gefalle diese Kombination aus Mannschafts- und Individualsport und die große Fairness dieses Sports.
Nach dem offiziellen Teil wurden dann noch einige Interviews geführt und dabei immer wieder die Frage aufgeworfen, was man von diesem Projekt erwarten darf und ob an dieses Projekt weitere Projekte anknüpfen werden. Auf den ersten Teil der Frage antwortete ich, dass hier ein erster Schritt fürs Ringen gelegt wird und die Sierra Leone Wrestling Association nun nach geeigneten Trainern suchen muss, um die jungen Leute bei der Sportart zu halten. Ein Teil meines Auftrages sehe ich darin, aus der Menge der Sportler eine Hand voll zu selektieren, die evtl. dann nach den drei Wochen jüngeren Sportlern Grundbegriffe und Grundtechniken im Freistilringen beibringen können. Die Ausstattung mit den notwendigen Materialien (Ringermatte wurde von Weltverband FILA gestiftet, Ringerschuhe und Trikots vom DOSB und Auswärtigen Amt im Rahmen dieses Projektes) sollte Ihres dazu beitragen, dass das Interesse am Ringkampfsport anhält. In Anwesenheit vom deutschen Botschafter Herrn Saligmann wurde dann die Materialspende dieses Projektes an die einheimischen Ringer übergeben. Die Sierra Leone Wrestling Association, wie auch das NOCSLE bedankten sich sehr für diese großzügige Spende und waren begeistert von den schönen Ringerschuhen und den Trikots.

Nach dem Essen fuhren wir dann zur deutschen Botschaft und nahmen von Herrn Dohmeyer eine Abschlagszahlung in Höhe von 10000 Euro per Scheck in Empfang, damit Herr Prince Sualley bereits erbrachte Leistungen  bezahlen kann. Eine Kostenaufstellung wurde mir dabei anhand gegeben, die Quittungen sollten folgen, sobald die Bezahlung der verschiedenen Dinge erbracht wurde.
Eine Quittung über den Erhalt der Materialspende sollte ebenfalls am Abend ausgestellt werden.
Gegen 16 Uhr wollten wir dann mit einer ersten Trainingseinheit beginnen, was jedoch leider nicht funktionierte, da die gespendete Matte seit 8 Wochen im Hafenlager liegt und nicht freigegeben wird. Herr Prince Sualley hatte wohl einen Tag zuvor einige Dokumente von verschiedensten Ministern vorgelegt, wonach die Ware als „Dutyfree“ einzustufen wäre, was jedoch den Lagerchef nicht dazu veranlassen konnte, die Ware dem Transportunternehmen mitzugeben. Ein herber Rückschlag für die Planung. Herr Prince Sualley machte sich also noch mal zu den Ministerien um alle Hebel in Bewegung zu setzen, damit die Matte zollfrei an DHL übergeben wird und somit Ihrer Bestimmung nach in der Trainingshalle landen wird.
Gegen 17 Uhr erreicht mich dann der glückliche Anruf von Prince, dem es nach erneuter Rücksprache mit dem Minister für Transportwesen gelungen ist die Matten in die Halle im Sportstadion zu bringen. Kurz darauf holt mich der Fahrer im Hotel ab und wir versuchen gemeinsam die Matten aufzubauen. Doch schon beim Öffnen der Pakete wird schnell klar, dass dies keine leichte Aufgabe wird. Die von der FILA zur Verfügung gestellten Matten sind wohl für die Ausstattung eines dauerhaften Trainingsraumes gedacht und auch von der Qualität nicht mit den Matten von der Firma Foeldeak in Deutschland vergleichbar. Das nächste Problem, das sich uns stellt, der Raum ist nicht groß genug, um die Matte von 12 x 12m aufzubauen. Da am selben Abend jedoch kein anderer Raum organisiert werden kann und die Sportler förmlich danach gieren die Matten zu betreten, wird kurzerhand vor dem Stadion auf einer größeren Fläche mit dem Aufbau  begonnen. Bei recht heftigem Wind und sehr leichten Matten alles andere als lustig. Nach knapp eineinhalbstündigem Unterfangen und einsetzender Dunkelheit ist es dann doch vollbracht. Ohne Aufforderung bilden sich kampflustige Paare aus der Mitte der Teilnehmer und beginnen vor begeisterter Menge mit dem Kämpfen. Im Stadion findet zur gleichen Zeit ein nicht unbedeutendes Fußballspiel statt, von dem einige Zuschauer Abstand gewinnen und sich zumindest für eine Weile dem Ringen zuwenden. Als dann jeder seinen Kontrahenten einmal gefordert hat, müssen wir leider die in mühevoller Arbeit aufgebaute Matte wieder wegbringen, da sie ja außerhalb des Stadions höchst wahrscheinlich nicht lange liegen würde. Prince und ich vereinbaren daraufhin am nächsten Morgen recht frühzeitig mit dem schwierigen Aufbau zu beginnen, um keine Zeit zu verlieren um mit dem Training zu beginnen. Ein aufregender und sehr anstrengender Tag endet.