Zurück Nach oben Weiter

2004-11-04 Mainzer Rhein Zeitung

Bericht in der Mainzer Rhein-Zeitung vom 06.11.04

Revolution: Fünf Mal zwei Minuten auf der Matte
Ringen: DRB-Referent Martin Daßler stellt MRZ neuen Plan für Mannschaftskämpfe vor - Änderung bis in die Verbandsliga

MAINZ. Dass neue Regeln auf die Ringer und ihre Fans im kommenden Jahr zukommen, berichtete die MRZ bereits am 9. September. Sechs tiefgreifende Änderungen, vom internationalen Verband FILA für Turniere - wie Rheinhessenmeisterschaften - beschlossen, sind dabei. Jetzt machte sich Martin Daßler, Bundesliga-Referent des Deutschen Ringer-Bunds (DRB), zusammen mit DRB-Vizepräsident Detlef Englich und DRB-Jugendleiter Klaus Blank nach einem Beschluss des Präsidiums Gedanken. wie das Mannschaftsringen in Deutschland im Einklang mit den neuen Regeln umstrukturiert werden könnte. Am 13. November stellt Daßler seinen Plan bei der Mitgliederversammlung des DRB in Darmstadt-Arheilgen vor. Der MRZ verkündete er vorab die revolutionären Ideen: eine Kampfzeit von fünf Mal zwei Minuten statt bisher zwei Mal drei Minuten und nur noch vier Wertungen statt bisher sechs.
Martin Daßler hat kein Problem mit den FILA-Maßnahmen, die aus Sicht des internationalen Verbands dazu dienen, das Ringen zu modernisieren, attraktiver zu gestalten. „Ich kämpfe offensiv gegen Miesmacher, die immer nur das Alte erhalten wollen. Auch im Fußball gibt es Änderungen wie zum Beispiel die Geschichte mit dem passiven Abseits, die akzeptiert worden sind, die dem Sport gut tun", sagt der Schwabe.
Also keine Einwände von Seiten des Bundesliga-Referenten gegen
• ein Drei-Sätze-System bei Turnieren (wer zwei Sätze gewinnt, ist unabhängig von den erzielten Punkten der Sieger),
• gegen die uneingeschränkte Durchführung von Durchdrehem und Beinschrauben nacheinander,
• gegen Punktabzüge nach Schritten aus der roten Zone ins Aus,
• bei direkten Punktabzügen wegen Passivität, 
• den Wegfall von Zusatzpunkten nach Würfen mit hoher Amplitude und
• der Einführung von einem Zwiegriff für Freistiler.
Daßler: „Das alles werden wir Eins-zu-eins in Mannschaftskämpfen umsetzen." Daßler vermutet, dass das Ringen durch die Änderungen schneller wird. Die Mannschaftskämpfe sollen aber nicht früher enden als jetzt. Und weil ab sofort Satzgewinne das Maß aller Dinge sind, folgte die Anordnung des DRB-Präsidiums in Aalen Neuerungen für Deutschland auszuarbeiten. Ergebnis des Gedankenaustauschs sind zwei Modelle. „Entweder wir ringen in Mannschaftskämpfen drei Mal drei Minuten oder fünf Mal zwei", sagt Martin Daßler. „Wir favorisieren das Modell fünf Mal zwei Minuten klar."
Fünf Mal zwei Minuten, ein „ Best-of-five" -System. Wer also drei Sätze gewinnt, ist Sieger des Duells. Daßler: „So handhaben es jetzt ja auch die Tischtennisspieler." Und aus diesem System ergeben sich automatisch die Wertungspunkte. Gewinnt Ringer A die ersten drei Sätze, erhält sein Team drei Punkte. Schlägt Ringer A seinen Konkurrenten erst nach 3:1-Sätzen, gibt's eben auch nur 3:1-Punkte. Entsprechend die Wertung bei einem 3:2-Satzerfolg.
Daßler: „Schultersiege, technische   Überlegenheit (Fünfer-Wertungen), Disqualifikations- und Aufgabesiege bringen weiterhin vier Wertungspunkte." Bisher verdienen Ringer entsprechend ihrer Punkterfolge dem Team Wertungen von zwei, zweieinhalb, drei, dreieinhalb und vier Zählern. Steht der Gewinner eines Duells bislang erst nach Verlängerung per Kampfrichterentscheid fest, gibt’s nur einen Punkt. Martin Daßler: „Wir wissen, dass unser Modell nicht das alleine Seligmachende ist Aber wir haben schon positive Rückmeldungen bekommen.” Beispielsweise vom Sportdirektor des DRB, Wolfgang Nitschke.
Daßler hätte gerne, dass die geplante Strukturveränderung von der Bundesliga bis in die untersten Klassen durchläuft. „Aber wir können die Landesverbände nicht zwingen, diese Regelung zu übernehmen."
Doch eine Alternative sieht Daßler auch nicht. „Wir müssen dem Rechnung tragen, dass das Satzsystem im Vordergrund steht. Würden wir entsprechend den FILA-Regeln ab sofort drei Mal zwei Minuten in Mannschaftskämpfen ringen, wären die meisten Kämpfe schon nach zwei Sätzen, nach vier Minuten vorbei."
Der DRB könnte auf seinem Verbandstag am 13. November schon über den Plan beschließen. Daßler: „Aber ich will noch die Bundesliga-Vereine am 7. und 8. Januar hören."                                                                                                                             Jens Grützner