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Fotoalbum, Presseartikel und Nachrichten aus dem Archiv des SRV

2001

Bericht im saar sport Magazin 12-2001

Erfolgsrezept eigener Nachwuchs

 Die große Zeit begann mit – dem Abstieg aus der 1. Ringer-Bundesliga. Vier Jahre lang hatte der ASV Hüttigweiler in der höchsten deutschen Klasse gerungen, war dabei aber von einem Grundsatz, der jahrelang die Vereinspolitik geprägt hatte, abgewichen: Die Mannschaft mit Sportlern aus der eigenen Jugend zu besetzen. 1971, 1972 und 1974 hatte man die deutsche A-Jugendmeisterschaft gewonnen und diese Jungs bildeten den Grundstock für die erfolgreiche Erstliga-Mannschaft Ende der siebziger Jahre.  
Hatte man den Aufstieg 1977 noch nur mit einheimischen Ringern geschafft, so stieg man mit vermeintlichen „Verstärkungen“ von auswärts dann 1981 wieder ab. Aber dies war nicht der Beginn eines rasenden Abwärtstrends. Denn heute, 20 Jahre später, ringt der ASV Hüttigweiler immer noch in der zweiten Bundesliga. Und diese „halbe Ewigkeit“ wurde wieder von Ringern geprägt, die im eigenen Verein die hohe Kunst des Ringsports gelernt hatten. Das waren und sind zwei Namen , die für diese „Ära“ beim ASV Hüttigweiler stehen: Reinshagen und Bennoit. Jeweils zwei Brüder gehen von beiden Familien nun schon seit Jahren im ASV-Dress auf die Matte.  

„In der Saison 1982/83 habe ich mit 14 zum ersten Mal in der zweiten Liga gerungen“, erinnert sich Frank Reinshagen. „Mein Bruder Thomas und Hermann Bennoit sind zwei Jahre jünger, deshalb durften sie erst anderthalb Jahre später in der Bundesliga antreten.“ Wiederum ein paar Jahre später kamen dann auch Hermann Bennoits Bruder Sascha sowie Carsten Sahner, Jürgen Weiskircher und Jens Wagner aus der eigenen Jugend hinzu. „Es war und ist immer unser Ziel, eigene Leute an die erste Mannschaft heranzuführen und dort zu integrieren“, erzählt Frank Reinshagen. Das ist heute, wo sich beide Reinshagens neben ihrer aktiven Laufbahn auch noch um ihre Familien, den Beruf und als Trainer um die erste Mannschaft und die Talente kümmern müssen nicht mehr so einfach, wie früher. „Uns haben, als wir so sechs Jahre alt waren, noch Pensionäre betreut und da wurde mehr gespielt, als gerungen“, erinnert sich Frank Reinshagen. Als es dann ernster wurde mit dem Ringen, war es Günther Meistrell, ein Freund der Familie Bennoit, der die vier Buben dreimal in der Woche nach Saarbrücken und Schifferstadt zum Training fuhr. So stellten sich auch schnell Erfolge ein. „Hermann und Thomas sind beide richtige Instinktringer“, so Frank Reinshagen. Beide waren auch international erfolgreich: 1987 starteten sie gemeinsam bei der Jugend-EM in Kattowitz, 1990 wurde Thomas Reinshagen dann Jugend-Europameister. „Danach war er Trainingspartner von Claudio Passarelli für die Olympischen Spiele 1992 in Barcelona und hatte selber gute Aussichten für Atlanta 1996“, erzählt sein Bruder Frank.

Verschworene Ringer-Truppe

Aber kleinere Blessuren und ein Schien- und Wadenbeinbruch machten Thomas, dem Griechisch-Römisch-Spezialisten der beiden Reinshagens, einen Strich durch die Rechnung. Frank gesteht, dass auch für ihn in jungen Jahren schon mal der Blick Richtung Köllerbach und besonders für Thomas zu noch finanzkräftigeren Vereinen ging. Aber: „Für mich stand die Mannschaft beim Sport immer im Vordergrund und ich bin froh, dass ich in Hüttigweiler geblieben bin“, zieht Frank Reinshagen Bilanz. „Wir sind eine super Truppe, treffen uns auch oft nach dem Training oder helfen uns beim Hausbau oder anderen Dingen.“

Doch wie sieht die Zukunft der verschworenen Hüttigweiler Mannschaft aus? „Sascha Bennoit ist diese Jahr aus privaten Gründen gewechselt. Hermann hat mittlerweile doch gesundheitlich beim Ringen starke Probleme, auch wenn er im Moment immer noch mit dabei ist“, so Frank Reinshagen. Über sich selbst sagt er: „Zu meiner Frau habe ich gesagt, ich höre auf, wenn ich in der Runde mehr Kämpfe verliere als gewinne!“ Nach einigen Auftaktniederlagen hat der 33-Jährige aber wie der Verein, der derzeit auf Platz zwei in der 2. Liga steht, eine Erfolgsserie gestartet – also wird es dieses Jahr mit dem Rücktritt nichts werden. Etwas Sorge vor der Zeit nach dem Karriere-Ende des Ringer-Quartetts hat Frank Reinshagen schon. „Wir haben es bei den Jugendlichen schwer gegen die starken Hüttigweiler Fußballer.“ Aber seit 1992 ist das Nachwuchstraining in den Händen der Brüder Reinshagen – und selbst wenn sie die Ringerfans einmal nicht mehr auf der Matte begeistern werden, als Trainer bringen sie bei den Jugendlichen bestimmt genauso viel rüber.

SEBASTIAN BRÜCKNER