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Aktuelle Bemerkungen zu den neuen, von der FILA beschlossenen Regeln mit Empfehlungen für Korrekturen und Änderungen

Vorgelegt von: Herrn Mario Saletnig, Vizepräsident der FILA und Präsident des Kampfrichterressorts

I.                    Einleitung:

Im Laufe der letzten Wochen habe ich die Punktzettel von Kämpfen verschiedener Turniere, die ich für die FILA besucht habe, im Detail analysiert, und ich habe kontinuierlich Berichte der Ausrichter der Turniere mit ihren Einschätzungen der neuen Regeln erhalten. Außerdem erhielt ich Berichte aus China, den USA und Korea über die neuen Regeln, wie sie die FILA beschlossen hatte.

Nach meiner gründlichen Analyse aller Berichte und Bemerkungen komme ich zu dem Schluss, dass bestimmte Aspekte der neuen Regeln nicht so gut funktionieren wie wir es erwartet hatten und dass einige Änderungen zweifellos nötig sind, um die Philosophie der neuen Regeln angemessen zu integrieren.

Daher lege ich hier den folgenden Bericht zu Ihrer Prüfung und Berücksichtigung bei den Diskussionen über die Einführung der neuen Regeln auf der nächsten Tagung des Exekutivkomitees vor. Dieser Bericht enthält das ursprüngliche Dokument bezüglich der neuen Regeln, das allen Verbänden zuvor unterbreitet worden war. Die Änderungen des ursprünglichen Dokumentes sind zu Ihrer Orientierung unterstrichen.

II.                  Änderungen der neuen Regeln und vorgeschlagene Korrekturen

A.      Wettkampfsystem

1.      Alle Ringerwettkämpfe laufen nach dem System der direkten Eliminierung ab, mit Hoffnungsrunde für die Verlierer gegen die Teilnehmer am Kampf um Platz 1 und 2. Die Idealzahl wird zu Beginn des Wettkampfes ermittelt und die Kämpfe beginnen von unten in der Tabelle. Die Kämpfe der Hoffungsrunde beginnen mit den Ringern, die in der ersten Runde (einschließlich der Kämpfe zur Ermittlung der Idealzahl) gegen einen der beiden Finalisten verloren haben bis zu den Verlierern der Halbfinals, in direkter Linie. Die Sieger der beiden letzten Kämpfe der Hoffnungsrunde erhalten je eine Bronzemedaille.

2.      Jede Gewichtsklasse wird an einem einzigen Tag ausgerungen. Das Wiegen für jede Gewichtsklasse findet am Vortag der Kämpfe der Gewichtsklasse statt.

3.      Sind in einer Gewichtsklasse weniger als 6 Ringer, wird das System Jeder gegen Jeden angewandt. In diesen Gewichtsklassen wird nur eine Bronzemedaille vergeben. Die Platzierung in diesen Gewichtsklassen wird wie folgt vorgenommen:

a.       Gesamtergebnisse gegen die Gegner

b.       Können die Ringer nicht entsprechend ihren Gesamtergebnissen unterschieden werden, wird der direkte Vergleich verwendet.

c.       Besteht immer noch Gleichheit, kommen die Kriterien Anzahl der Schultersiege, Anzahl der technischen Überlegenheiten usw. zur Anwendung

4.      Um den Sport bestmöglich zu fördern und die Ergebnisse jedes Kampfes genau zu registrieren und anzuzeigen, müssen die Ergebnisse aller drei Kampfrunden jedes einzelnen Kampfes angezeigt und registriert werden. Dies ermöglicht dem Publikum und den Medien das Verständnis dafür, wie der Kampf von einem der beiden Gegner gewonnen wurde.

Beispiel:

Ringer A

                                   Ringer A

                                   (5-2; 3-4; 7-1)

Ringer B

 

 

B.     Dauer der Kämpfe

1.      Die Kämpfe sind in drei Kampfrunden von je zwei Minuten Dauer mit 30 Sekunden Pause unterteilt. Am Ende jeder Kampfrunde muss ein Sieger genannt werden. Der Ringer, der zwei Kampfrunden gewonnen hat, wird zum Sieger des Kampfes erklärt. Kann der Sieg nach zwei Kampfrunden erklärt werden, entfällt die dritte Kampfrunde. Der Schultersieg beendet den Kampf automatisch, ungeachtet der Kampfrunde, in der er erfolgt.

2.      Bei Gleichstand in einer Kampfrunde wird der Sieger durch aufeinanderfolgende Prüfung der folgenden Elemente ermittelt:

Ø       die meisten 5-Punkt-Wertungen

Ø       die meisten 3-Punkt-Wertungen

Ø       die meisten 2-Punkt-Wertungen

Ø       der Athlet mit den wenigsten Ermahnungen wegen Passivität

Ø       Besteht weiterhin Gleichheit, bestimmt der letzte technische Punkt (ausgenommen Punkte wegen Passivität und Verwarnung) den Sieger

3.      Endet die Kampfrunde 0-0, wird der Kampf unverzüglich mit Zwiegriff fortgesetzt, ungeachtet der Anzahl der Passivitäten gegen die Ringer. Der Kampfrichter lässt durch Los bestimmen, welcher Ringer als Erster zum Zwiegriff fasst. Der Zwiegriff dauert maximal 30 Sekunden. Hat der Ringer, der die Auslosung zum Zwiegriff gewonnen hat, nach den 30 Sekunden keinen Griff ausgeführt, verliert er einen Punkt, erhält aber keine Verwarnung.

4.      Das Unterstreichen des ersten Punktes, das Unterstreichen des Punktes für eine Rolle sowie das Kennzeichnen des Zwiegriffs durch ein „C“ werden abgeschafft.

5.      Um anzuzeigen, dass die Kampfrunde von dem Ringer gewonnen wurde, der den letzten Punkt erzielt hat, muss der letzte Punkt jeder Kampfrunde unterstrichen werden.

6.      Die Dauer der Kämpfe in den folgenden Kategorien ist:

Kadetten:                          3 Kampfrunden à 1,5 Minuten, mit 30 Sekunden Pause


Junioren/Senioren:           3 Kampfrunden à 2 Minuten, mit 30 Sekunden Pause

7.      Bei der Zeitanzeige der Sekunden wird aufsteigend von 0 bis 2 Minuten oder von 0 bis 1,5 Minuten gezählt. Ein Lampe in der Farbe des betreffenden Ringers muss den Sieger jeder Kampfrunde anzeigen.

8.      Um Unterbrechungen der Wettkämpfe zu vermeiden, werden die Pausen zwischen zwei Kämpfen auf 15 Minuten verringert.

C.     Zwiegriff

1.      Für den Zwiegriff im griechisch-römischen Stil nehmen die beiden Ringer die Standposition ein, Brust gegen Brust, ihre Füße befinden sich im zentralen Kreis. Der Ringer, der die Auslosung gewonnen hat, fasst als Erster und kann eine Aktion durchführen, wenn der Kampfrichter nach der Einnahme des Griffes pfeift. Wenn sich der zweite Ringer weigert, nach Aufforderung durch den Kampfrichter zum Zwiegriff zu fassen, wird gepfiffen und der zweite Ringer muss unverzüglich einen Punkt erzielen oder wird mit einem Punkt bestraft.

2.      Für den Zwiegriff im Freistil nimmt der Ringer, der die Auslosung gewonnen hat, die Angriffsposition ein, wobei er die Wahl zwischen Kopf nach außen oder nach innen hat. Der Fuß des Beines, das gefasst wird, muss die Matte berühren und darf nicht angehoben werden. Vor Beginn der Aktion legt der defensive Ringer seine Hände auf Schulter und Taille.

3.      Wenn ein Ringer seinen Gegner aus der Zwiegriffposition auf den Rücken wirft, wird die Aktion fortgesetzt und der Ringer hat die Möglichkeit, einen Schultersieg zu erringen. Die Aktion wird beendet, wenn die Zeit für den Zwiegriff (30 Sekunden) abgelaufen ist.

4.      Die Dauer des Zwiegriffs darf 30 Sekunden nicht überschreiten. Wenn derjenige Ringer, die die Auslosung zum Zwiegriff gewonnen hat, nach 30 Sekunden keinen Griff ausgeführt hat, verliert er/sie einen Punkt und es wird keine Verwarnung erteilt.

D.     Änderung der Bewertungsregeln:

1.      Der Ringer, der einen 5-Punkte-Griff mit großer Amplitude ausführt, wird ungeachtet des Punktestandes zum Sieger der Kampfrunde erklärt. Führt ein Ringer in der vorgeschriebenen Zeit einen 5-Punkte-Griff aus, muss der Kampfrichter einen möglichen Schultersieg abwarten. Kommt dieser nicht zustande, muss der Kampfrichter unverzüglich das Ende des Kampfes pfeifen und den Ringer, der den 5-Punkte-Griff ausgeführt hat, zum Sieger des Kampfes erklären.

2.      Der Ringer, der zwei 3-Punkte-Griffe in der Kampfrunde ausführt, wird ungeachtet des Punktestandes zum Sieger der Kampfrunde erklärt. Führt ein Ringer in der vorgeschriebenen Zeit den zweiten 3-Punkte-Griff aus, muss der Kampfrichter einen möglichen Schultersieg abwarten. Kommt dieser nicht zustande, muss der Kampfrichter unverzüglich das Ende pfeifen und den Ringer, der den zweiten 3-Punkte-Griff ausgeführt hat, zum Sieger des Kampfes erklären.

3.      Der Ringer mit einer Punktdifferenz von sechs technischen Punkten wird ebenfalls zum Sieger der Kampfrunde erklärt. Zum Gewinn des Kampfes durch technische Überlegenheit müssen zwei Kampfrunden durch technische Überlegenheit gewonnen werden.

4.      Überschreitet der angreifende Ringer in der Standposition die Begrenzungslinie oder betritt die Schutzzone, bevor er seinen Griff oder seine Aktion begonnen hat, oder wenn er seinen Griff oder seine Aktion begonnen hat und keinen Punkt erzielt, verliert er einen (1) Punkt, der seinem Gegner erteilt wird. Wenn der angreifende Ringer allerdings einen bzw. mehrere Punkte erzielt, nachdem sein Fuß bzw. seine Füße die Begrenzungslinie überschritten haben oder er die Schutzzone betreten hat, verliert er keinen Punkt an seinen Gegner.

5.      Jede Matten- und Griffflucht im Stand oder am Boden wird wie gegenwärtig mit einem oder zwei technischen Punkten und einer Verwarnung bestraft.

6.      Wenn der Ringer in der Unterlage in der Bodenposition die Schuttzone berührt, erhält der Ringer in der Oberlage einen Punkt, ohne Verwarnung an den Ringer in der Unterlage.

7.      Schiebt ein Ringer seinen Gegner außerhalb der Begrenzung, erhält er dafür keinen Punkt. Schiebt ein Ringer seinen Gegner offensichtlich außerhalb der Begrenzung, erhält der Ringer, der geschoben hat, eine Verwarnung und einen Strafpunkt.

8.      Wird ein Athlet wegen Passivität bestraft, wird der Griff oder die stattfindende Aktion unterbrochen und die Strafe wird auf dem Punktzettel mit einem „P“ eingetragen. In der Passivitäts-Situation werden keine Punkte vergeben. Der Kampf wird im Stand fortgesetzt. Die Strafen wegen Passivität werden als Entscheidungskriterien bei Kämpfen mit Gleichstand verwendet, außer bei 0:0. 

9.      Die angeordnete Bodenlage nach einer Verwarnung oder einer Passivität wird abgeschafft.

10.  In allen Fällen, in denen der FILA-Arzt anwesend ist, und speziell bei allen Wettkämpfen der Weltmeisterschaften und Olympischen Spiele, werden alle Kampfunterbrechungen wegen nicht blutender Verletzungen mit einem Punkt für den Gegner bestraft. Bei allen anderen Wettkämpfen der FILA, bei denen der offizielle FILA-Arzt nicht anwesend ist, wird die Strafe für Unterbrechung des Kampfes abgeschafft.

11.  Führt ein Ringer eine verbotene Aktion aus, die zur Verletzung seines Gegners führt, erhält der Gegner wegen Kampfunterbrechung 1 oder 2 Punkte und der Ringer, der den Verstoß begangen hat, erhält eine Verwarnung. Der Kampf wird im Stand fortgesetzt, nachdem eine Strafe für den verbotenen Griff erteilt wurde. Wurde der verbotene Griff absichtlich ausgeführt, wird der schuldige Ringer mit Disqualifikation wegen Brutalität bestraft.

12.  Der Zusatzpunkt für jeden Griff mit Abheben vom Boden wird abgeschafft.

13.  Der Punkt für den Ringer, der vom Boden aufsteht, wird abgeschafft.

14.  Die Rolle und die Beinschraube dürfen mehrere Male hintereinander ausgeführt werden.

15.  Die Dauer der Pause zwischen zwei Kämpfen wird auf 15 Minuten verringert, um Unterbrechungen der Wettkämpfe zu vermeiden.

E.     Platzierungssystem:

1.      Infolge der Einführung der direkten Eliminierung werden die Ringer jeder Gewichtsklasse wie folgt platziert:

Ø       Die Verlierer der beiden Finalkämpfe um die Bronzemedaillen werden gleichrangig als 5.  platziert.

Ø       Die Platzierung der Ringer ab dem 7. Platz erfolgt entsprechend der Runde, in der der Ringer in der Hoffnungsrunde ausgeschieden ist. Wenn mehr als ein Ringer in derselben Runde ausgeschieden ist, werden die Platzierungspunkte verwendet, um die Platzierung dieser Ringer zu bestimmen. Bei Gleichstand der Platzierungspunkte der Ringer, die in derselben Runde ausgeschieden sind, werden die folgenden Kriterien angewandt:

a.       die meisten Schultersiege;

b.       die meisten durch Überlegenheit (6 Punkte Unterschied) gewonnen Kämpfe;

c.       die meisten durch Überlegenheit gewonnen Kampfrunden;

d.       die meisten im gesamten Wettkampf erzielten technischen Punkte;

e.       die wenigsten im gesamten Wettkampf abgegebenen technischen Punkte.

Kann zwischen den Ringern aufgrund dieser Kriterien nicht unterschieden werden, werden sie gleichrangig platziert.

2.      Wird ein Athlet, der eine Gold- oder Silbermedaille gewonnen hat, disqualifiziert oder positiv auf Doping getestet, erhält der Bronzemedaillengewinner mit den meisten Platzierungspunkten die Silbermedaille. Parallel dazu erhält der Fünftplatzierte mit den meisten Platzierungspunkten eine Bronzemedaille, wenn eine Disqualifikation zu nur einer Bronzemedaille führt. Alle anderen platzierten Ringer rücken entsprechend nach vorn.

3.      Platzierungspunkte nach einem Kampf

Ø       Sieg durch Schultersieg, Aufgabe, Verletzung, Disqualifikation                  5 Punkte

Ø       Sieg durch Überlegenheit, Startverzicht                                                      4 Punkte (1)

Ø       Sieg nach Punkten                                                                                       3 Punkte (1)

Ø       Niederlage mit technischen Punkten                                                           1 Punkt

Ø       Niederlage ohne technische Punkte                                                            0 Punkte

F.      Obligatorische Trainerlehrgänge

1.      Die neuen Regeln der FILA stellen für den Ringkampf eine neue Ära sowie eine Erneuerung der ältesten Sportart der Welt dar. Um die Interpretationen der gängigsten Regeln korrekt zu vermitteln und die Durchsetzung der neuen Regeln Nachdruck zu verleihen, ist es erforderlich, dass Trainerlehrgänge bei allen großen Meisterschaften stattfinden. Diese Lehrgänge ermöglichen es den Trainern, Fragen zu stellen und die aktuellsten Philosophien hinsichtlich der neuen Regeln kennen zu lernen. Diese Lehrgänge ermöglichen es auch der FILA, die Sportart zu stärken, indem die Kommunikation zwischen den Trainern, den Kampfrichtern und der FILA verstärkt wird.

2.      Nur der Delegierte der FILA, der für die Kampfrichtertätigkeit verantwortlich ist, ist für die obligatorischen Trainerlehrgänge zuständig. Weiterhin ist der Delegierte dafür verantwortlich, dass die Trainer auch zum theoretischen Teil der Kampfrichterlehrgänge eingeladen werden.